Die Piercing Bibel – von Elayne Angel

[lang_en]Sorry, no english yet![/lang_en] [lang_de]Da ich Elayne ja Mitte Januar auf der APTPI Conference getroffen habe und auch ihren Vortrag besucht habe – hier einmal ein Artikel den ich letztes Jahr über ihr Buch, die Piercing Bible, geschrieben habe:

Elayne Angel - The Piercing Bible

Elayne Angel - The Piercing Bible

Es ist schwer einen Artikel über Piercings zu schreiben, der den Leser über Risiken informiert und alle Fakten und Wissenswertes zum betreffenden Piercing enthält, gleichzeitig aber nicht „zu viele“ Informationen preis gibt um nicht als „Do It Yourself“-Anleitung zu gelten. Das haben wir mit dem Expand auch schon erfahren dürfen, so absurd der Vorwurf auch scheinen mag, es gibt immer wieder Leute, die meinen, dass z.B. unser „expanded Piercing-ABC“ einer Anleitung gleich kommt. Eine Zwickmühle – so scheint es!
Dabei ist es im Grunde ganz einfach! Entscheidend sind die Herangehensweise und die Zielrichtung des Artikels. Man kann es nicht allen recht machen und man kann auch nicht verhindern, dass jede Art verfügbarer Information von „einfachen Gemütern“ als Anleitung oder gar Ausbildung begriffen wird. Darüber hinaus ist in Zeiten des Internets ohnehin eines massig verfügbar – und das ist „Information“; leider zu oft aus zweifelhafter Quelle oder gar widersprüchlich. Es ist also durchaus legitim und wichtig falsche oder riskante Informationen herauszufiltern und auch umfassend und „gut“ zu einem Thema zu informieren.
Dabei gibt es selbstverständlich immer verschiedene Wege zum Ziel, eine universelle Wahrheit oder der richtige Weg ist gerade beim Thema Piercing meist nicht gegeben.
Es gibt zahlreiche Wechselwirkungen in der Pflege, bei Schmuckeinsatz und -kombination und so weiter – deshalb sind einzelne Informationen vielleicht richtig, aber nicht allgemein anwendbar – da hilft nur umfassende Aufklärung.
Etwas, das wir im Expand isoliert für jedes Piercing oder einzelne Bereiche der Bodymodification versuchen, aber was es in vollem Umfang noch nicht gibt. „Nicht gab“, muss es jetzt heißen, denn genau das ist es, was die „Piercing-Bibel“ darstellt: Ein umfassendes Werk zum Thema Piercing.
Auf der ganzen Welt mag es vielleicht nur eine Hand voll Leute geben, die ein solches Werk aus eigener Feder aufs Papier bringen können oder sich überhaupt an ein solches Werk heranwagen würden. Elayne Angel hat es jetzt getan und es hätte wohl kaum eine besser geeignete Person geben können. Elayne ist ein „Piercingpionier“ mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und (nach eigenen Angaben) sicher mehr als 40.000 gestochenen Piercings. Darüber hinaus hält Elayne schon seit mehr als 10 Jahren Vorträge zum Thema Piercing und Körperschmuck und schrieb bereits für mehrere Magazine Kolumnen und Artikel. Dort und in zahlreichen E-Mails beantwortete sie Fragen und engagierte sich beim APP in Sachen Fortbildung für Piercer und der Etablierung von Hygienestandards und Gesetzgebung.
Doch mit all diesen Aktivitäten über all die Jahre war es natürlich dennoch nicht möglich die „Masse“ an Leuten zu erreichen, die heute mit dem Thema Piercing zu tun haben und sich damit beschäftigen. Der logische nächste Schritt war also das Buch, ein umfassendes Werk zu Piercings, das eventuell 99% der Fragen auf über 300 Seiten beantwortet. Die Idee der Piercing Bibel war so schon vor einigen Jahren geboren – es hat verständlicherweise sehr lange gedauert, das Werk auf die Beine zu stellen.
Natürlich schreibt sich so ein Buch nicht alleine und zahlreiche Kollegen und „Größen der Szene“ haben Elayne dabei unterstützt. Die Liste der Unterstützer liest sich wie das Who-is-Who der Piercingwelt. Mit dabei sind (dem Expand Leser sicher bekannte Namen) Paul King, David Vidra, Bethra Szumski, Didier Suarez, Dominic Klumpe, Eric „Sque3z“ Anderson, Jason Pfohl, Erica Skadsen und einige mehr.
Das Buch ist in sieben Teile gegliedert, die es vom Aufbau sowohl erlauben bei generellem Interesse das ganze Werk einfach vom Anfang bis zum Ende durchzulesen als auch bei speziellen Fragen gezielt nachzuschlagen. Der erste Teil (The New Piercing) widmet sich dabei der Geschichte des Piercings, sowohl der historischen und ursprünglichen Form als auch der Geschichte des „modernen Piercings“.
Der zweite und dritte Teil (Groundwork and Preliminary Considerations und Piercing Preparation) richten sich an den „Piercingneuling“ und enthalten eine „Liste“ aller Dinge, an die man denken sollte und die man wissen sollte, bevor man sich an sein erstes Piercing heranwagt. In Teil 4 (The Holes) werden alle gängigen Piercings im Detail beschrieben und es wird auf ihre Besonderheiten eingegangen.
Hier finden sich dann z.B. Infos über mögliche Platzierungen und Schmuckgrößen und Formen für den Ersteinsatz und das spätere Tragen. Der fünfte Teil (Healing and Aftercare) widmet sich der Nachsorge und Piercingpflege und geht auch auf die gängigsten Beschwerden und Probleme dieser Phase ein und bietet allgemeine grundlegende Hilfen, wie man sein Piercing in den Griff bekommt. Den täglichen Umgang mit dem ausgeheilten Piercing und worauf man im Alltag achten muss beschreibt der sechste Abschnitt (Living with Your Piercing), wobei auch auf weitere „Optionen“ wie zum Beispiel das Dehnen eines Piercings eingegangen wird. Der letzte Teil des Buches (Piercing in Modern Culture) bietet einen Ausblick auf die Zukunft des Body-Piercings und beinhaltet auch einen Abschnitt, in dem es darum geht, wie man selbst ein Piercer werden kann und was dabei zu beachten ist.
Die ersten Reaktionen auf das Buch sind – je nachdem wen man fragt – sehr unterschiedlich. Das geht von: „Oje, wenn das Buch raus ist, gibt es auf einen Schlag 1.000 neue Piercer, die Sachen tun, die sie besser noch sein lassen sollten“, bis hin zu: „Sehr gut! Genau so etwas hat schon immer gefehlt – ein umfassendes Grundlagenwerk, das eine solide Basis bildet, auf der man aufbauen kann“. Vermutlich liegt die Realität irgendwo dazwischen – klar Aufklärung geht immer vor und der Bereich Piercing steckt voller unerkannter oder unterschätzter Gefahren. In der Wahrnehmung der meisten Leute ist ein Piercing ja „nur“ ein Loch irgendwo am Körper, wo dann Schmuck getragen wird und wenn man es nicht mehr will, dann nimmt man den Schmuck raus und das Loch schließt sich. Oberflächlich betrachtet sicher eine nette Zusammenfassung, aber schaut man einmal genauer hin, dann gibt es beim Piercing – im Vergleich zum Tattoo – doch viel mehr Risiken und Gefährdungen. Das geht vom Herausreißen und dem Hängenbleiben des Schmucks über heftige Narbenbildung, Wildfleisch und Herauswachsen bis zu bakteriellen oberflächlichen Entzündungen, aber im extrem seltenen Fall auch zu chronischen und folgenschweren Infekten. Dazu kommt der alltägliche Umgang mit Piercingschmuck. Sowohl der Träger als auch sein Umfeld oder behandelnde Ärzte müssen den richtigen Umgang damit lernen oder grundlegende Regeln beachten oder Risiken erkennen und richtig handeln. Dazu kommt, dass es „Märchen und Mythen“ gepaart mit Halbwissen und oberflächlichen Abhandlungen in die akademische und medizinische Literatur geschafft haben, und sich durch wiederholtes Rezitieren immer weiter festigen. Mit einigen dieser pseudowissenschaftlichen Irrläufern und Mythen räumt das Buch im Übrigen auf.
Das Werk ist also eigentlich „ein Muss“ für jeden Piercingbegeisterten, aber auch Skeptiker. Dabei bleibt es natürlich „nur“ ein Buch! Eine MENGE Leute haben bis heute ihre Piercings ohne dieses Buch bekommen und auch ohne dieses Buch „überlebt“ und wie anfangs schon geschrieben, gibt es immer viele Wege zum gleichen Ziel, aber einige Wege sind eben weniger steinig oder führen einfach schneller zum Ziel. Genau dabei hilft diese „Bibel“: Wege zu gehen, die erprobt sind und sich bewährt haben. Lösungen zu erfahren ohne Fehler der Vergangenheit wiederholen oder „erleiden“ zu müssen.
Das Buch hat – für den deutschen Markt und damit unsere Leserschaft – nur ZWEI Nachteile. Zum einen ist es komplett in Englisch und eine deutsche Übersetzung ist zwar in Arbeit, aber noch nicht in Sicht und zum Zweiten ist es (noch) sehr auf den Amerikanischen Markt und die Situation und Pflegegewohnheiten dort zugeschnitten. Es müsste also nicht nur übersetzt, sondern auch ein wenig überarbeitet werden um auch der deutschen (europäischen) Gemeinde eine Bibel zu werden. Allerdings sind die Unterschiede minimal und die Texte auch in Englisch noch recht gut verständlich – das Ding ist uns also eine Empfehlung wert! Dazu kommt, dass das Buch durchweg in schwarzweiß gedruckt ist und damit recht günstig zu haben ist. Der Normalpreis liegt bei 20 US-Dollar; bei Amazon ist es schon für rund 15 € inkl. Versandkosten zu haben, eine Summe die sicher jeder gerne investiert!
Zu guter Letzt noch der Hinweis: „Kids, don‘t try this at home!“. Das Buch ist eben KEINE Piercinganleitung! Wer danach sucht, sollte sich das Buch allerdings trotzdem kaufen, denn es ist sicher eine gute Basis, von der aus man sich darum bemühen kann den Beruf eines Piercers zu erlernen. Der erste Eignungstest kommt dabei gratis ins Haus, denn wer es nicht schafft 300 Seiten zum Thema so zu lesen, dass er sie fast auswendig kann, der sollte den Wunsch ein Piercer zu werden direkt wieder aufgeben.
Denn ein Piercer zu sein, bedeutet ein ganzes Berufsleben lang zu lernen und sich auf dem neusten Stand des Faches, der Hygiene und der Medizin zu halten um jedem Kunden das „beste“ und „richtige Piercing“ zu stechen.

www.piercingbible.com

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