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Kommentare für alle!!!

Also es ist mir noch DEUTLICH „zu leise“ auf der Seite hier!! Da ich mich auch nicht gerne überall im Internet anmelde und registriere kann ich das nachvollziehen das keiner Kommentare schreibt wenn man sich erst registrieren muss, ich habe die Kommentare nun also FÜR ALLE geöffnet – schreibt was ihr schreiben wollt, aber bleibt höflich und bitte kein doofes Gespamme … wobei ich hoffe das der Captcha Firlefanz (eigentlich auch nervig) da schon einiges an Spam verhindert!

Also, stellt Fragen … kommentiert … diskutiert … es waren schon ein paar Hundert Besucher hier und bisher hat sich sage und schreibe einer zu Wort gemeldet … DAS IST ZU WENIG … das ist kein Fernsehen, hier darfst du mitmachen. Besonders erwünscht wären Kommentare zu den Bildern, gerne auch beschreibende Kommentare, die machen dann Bildinhalte (hoffentlich) über die Seiteninterne Suche findbar – schaumama ;-))

Danke + viel Spaß!

APTPI 2009: Anodizing

Bleiben wir ein wenig bei „den Italienern“ … um meine Vorfreude auf die APTPI Conference nächste Woche noch ein bisschen zu steigern habe ich ja gestern schon eine Galerie der 2009er Conference online gestellt. Eigentlich wollte ich das Bild der „blutigen Toilette“ zum Bild des Tages machen, aber naja, es ist nen Tick zu eklig 😉
Wobei, es war natürlich kein Blut sondern einfach nur ne ordentliche Portion Rotwein-Kotze die liebevoll und großzügig bis in die kleinste Ritze verteilt wurde – der Hammer ist natürlich die Quelle des Übels – die leere Rotweinflasche – dann im Klo zu hinterlassen … ha ha ha … naja … dabei geht es auf der APTPI Conference verglichen mit der APP Con in Vegas noch gesittet zu – aber wo gefeiert wird, wird nunmal auch gereiert – OLE!

So, nun aber zum Bild des Tages – die Anodisier-Klasse und die große Frage „wann wird das Ding denn bunt“. Ja, Anodisieren ist nicht färben, da brauchts ein wenig Geduld und auch die richtige Spannung sollte eingestellt sein – aber nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten durfte dann noch der ein oder andere einen Titanring bunt machen. Wirklich ne tolle Sache – also nicht nur theoretisch zu erzählen, sondern die Piercer dann auch mal selbst ran lassen an den Anodizer. Ist übrigens weder besonders gefährlich, noch sonderlich schwer oder teuer – ich wünschte das farbige Titan käme wieder mehr in Mode und die Piercer wären „mutiger“ und würden im Shop selbst anodisieren – ist sicher interessant für den Kunden:

„Welche Farbe hätten sie gerne?“

„Blau!“

„OK!“ … einstell … tauch … „Fertig!“

Ich selber bin ja noch ein Neuling in der „Tattoo / Piercing-Szene“ (<- wie sehr ich diesen Begriff HASSE *lol*) und erst beruflich seit 1999/2000 damit zu tun … aber ich habe mir sagen lassen, dass früher ein jedes Studio, das etwas auf sich hielt eine eigene kleine Werkbank und Poliermaschinchen im Studio hatte … das sucht man heute mit der Lupe … klar, es ist bequemer aus nem Katalog fertig das zu bestellen was man braucht und die Auswahl ist auch größer usw. aber wenn man sich anguckt was für schicke Ohr- oder Intim-Projekte sich so mit angepasstem (zurecht gebogenem) Schmuck realisieren lassen und wie einfach Anodisieren und verschiedene Politur-Arten sind, denke ich es sollte wieder ein Stück hin zu dem individuellerem Piercing gehen … aber schaumama …

Bild des Tages 7. Jan. 2010

Bild des Tages 7. Jan. 2010 - Jonathan und Ana am Anodizer

Kinder tätowiert …

Der Fall der beiden Blitzbirnen-Eltern aus den USA (bereits in meiner „Presseschau“ vom 4.1.), die ihre Kinder mit einer aus Gitarrensaiten und Kugelschreiber-Hülle selbstgebauten Tattoomaschine verschandelt haben zieht weiter seine Kreise im Netz und auch im TV:

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Das die beiden zu Recht von der Polizei einkassiert wurden ist wohl keine Frage, aber generell – auch wenns nicht die Kinder trifft – ist das Tätowieren zu Hause ne besonders blöde Idee … klar, auf der einen Seite wegen der Hygiene, auf der anderen Seite natürlich weil das Tätowieren ein Handwerk ist und im Gegensatz zum Tischlern oder Gärtnern kann man es nicht so einfach üben ohne das Haut „befleckt“ wird. Mal ganz davon zu schweigen, dass eine vernünftige Tattoomaschine und Farben usw. nicht grade günstig sind und mit selbstgebauten oder Billig-Maschinen aus eBay läßt sich auch kein Preis gewinnen.

EVOLUTION!!! Wo bist du???? Es gibt ne Tüte Aussortiertes abzuholen!!!!

Katzentattoo = Scheiss-Idee

Katzen-Tattoos

Katzen-Tattoos

OK, das Katzentattoo ist immer noch ein Thema … aber RETROOOO bloggen ist ja nicht die feine Art … bleibt die Frage ob es gut ist das weiter über so etwas berichtet wird, das der nächste Spast auf so ne Idee kommt oder ist es gepaart mit den Kommentaren (die ja durchweg negativ sind) eher gut und aufklärend den Finger zu heben und NEIN NEIN zu brüllen!?!?

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Was meint ihr?
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Aktueller Blog: Tattoos for cats?

Finger weg von r4karte.de / ZoomBits.de

Achtung, meines Erachten kein seriöser Anbieter! „Operiert“ nach eigenen Angaben von der Insel Jersey und macht EXTREM seltsame Angaben und blockiert im Support-Chat einfach mit Auto-Message ohne auf Details einzugehen. Selbst telefonisch schien eine Frau Nicole Mö*** sehr nervös, gereizt und machte widersprüchliche Angaben. Z.B. Man „versende per Deutscher Post“ und habe deshalb keinerlei Versandbestätigung oder Nachweis. Auf die nachfrage wo denn die Deutsche Post in Jersey sei gestand man ein man nehme die „normale Jersey Post“.
Eine versandbestätigung habe ich am 18.12. erhalten mit dem hinweis es dauert 4-7 Werktage. heute, am 6.1. heisst es nun das der zoll die Ware aufgehalten haben könnte und man in solchen Fällen das aber nicht wisse und 15 Werktage warten müsse bevor man weiter etwas machen könne.

Alles EXTREM seltsam!!!

Den Hinweis, dass weder AGB, noch Impressum rechtlich in Ordnung sind und man Zweifel an der Seriösität hat, quittierte man mit „das ist ja ihr Problem, da haben sie die AGB nicht gelesen, wir sind eine englische Firma und keine deutsche“. Den Hinweis das auch nach englischem Gesetz die Seite nicht in Ordnung ist beantwortete man mit „das weiss ich nicht“.

ALSO FINGER WEG!!!

Hier eine Beispiel für BESCHISSENEN Support(Chat auf Homepage):

Chat InformationBitte warten Sie einen Moment auf einen Mitarbeiter.

Chat InformationAlle Ansprechpartner sind gerade beschäftigt. Danke für Ihre Geduld! Ein Ansprechpartner wird in Kürze für Sie zur Verfügung stehen.

Chat InformationAlle Ansprechpartner sind gerade beschäftigt. Danke für Ihre Geduld! Ein Ansprechpartner wird in Kürze für Sie zur Verfügung stehen.

Chat InformationSie sprechen gerade mit ‚cristina‘.

cristina: Willkommen beim ZoomBits Live Chat. Was kann ich für Sie tun?

Sie: Hallo, wo bleibt meine Ware?

Sie: Bestel lnummer #169****A eMail vom 18.12.2009

Sie: Angeblich wäre die da versand worden

cristina: es tut uns leid zu hören, dass die Ware immer noch nicht angekommen ist. Ihre Bestellung hat unser Lager am 18.12. verlassen und wir geben stets unser Bestes, um all unsere Lieferzeiten einzuhalten. Trotzdem kann es zu Verzögerungen kommen, für die wir nicht verantwortlich sind. Leider sind wir aus rechtlichen Gründen dazu verpflichtet dem Versandunternehmen bzw. dem Zollamt 15 Werktage einzuräumen um Ihnen die Ware zuzustellen oder Sie zu benachrichtigen.

cristina: Sollte die Ware bis zum 11.01. nicht bei Ihnen eingegangen sein, kontaktieren Sie uns bitte noch mal.

cristina: Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Geduld.

Chat InformationSie befinden sich derzeit nicht in einer Chat Sitzung.

Danach wurde quasi „Aufgelegt“ ohne das man Zeit oder Gelegenheit hatte zu antworten … also habe ich angerufen – komischerweise bei einer deutschen Tel. Nummer: 07222/40 59 4 -333 … naja … das Ergebnis des Gesprächs steht oben zusammengefasst – extrem gereizt, nervös und in allen Belangen unverbindlich, nicht einmal eine schriftliche Bestätigung (Fax auf Geschäftspapier) das der Versand tatsächlich erfolgte wollte man machen!

Und ich bin nicht der Einzige: ciao.de

Oje!

Update:

So, nachdem auch die verlängerte Frist-Verlängerung (auf der Homepage geben die ja eher Phantasie / Wunschdenken Angaben wie lange der Versand dauert) fruchtlos vertsrichen ist (12.1.2010 … versand angeblich am 18.12.2010 !!!!), habe ich wieder den Support-Chat bemüht:

Chat InformationBitte warten Sie einen Moment auf einen Mitarbeiter.

Chat InformationSie sprechen gerade mit ‚bettina‘.

Sie: Guten Morgen!

bettina: Willkommen beim ZoomBits Live Chat. Was kann ich für Sie tun?

Sie: Meine Bestellnummer ist #1692**** … letzte Woche wurde mir gesagt das meine Bestellung von Anfang Dez., die schon seit dem 18.12. auf dem Postweg sein soll gestern spätestens bei mir sein sollte, ist sie nicht … was nun?

bettina: bitte bestätigen Sie noch einmal Ihre Lieferanschrift

Sie: ******** ****stik, ******Str. ***, 4******* … alles wie angegeben und ein Einfamilienhaus … sonst hatte ich nie Postprobleme!

bettina: vom Zoll haben Sie auch nichts gehört?

Sie: Nein! Ich bestell öfters mal in den USA und so, also mit dem Zoll bin ich bestens betraut und es gibt keine Mitteilungskarte und auch keine Sendung an mich, die bei denen in Rheine liegt … da habe ich schon angerufen!

bettina: ok

bettina: ich habe eine Ersatzlieferung veranlasst

Sie: Nein, bitte nicht! Wenn das wieder wochenlang dauert habe ich keine Chance mehr ihre Abbuchung zurück buchen zu lassen und ich muss leider ganz ehrlich sagen, dass ich das Geschäftsgebahren das ich bisher kennen lernen durfte mehr als dubios finde!

Sie: Bitte erstatten sie UMGEHEND das von mir gezahlte Geld!

bettina: ok

bettina: Kann ich noch etwas für Sie tun?

Sie: Liegt ihnen meine Bankverbindung noch vor?

Sie: Wird die Erstattung heute in die Wege geleistet?

bettina: wird auf das Konto erstattet, von dem Sie uns bezahlt habne

Sie: Gut, ich werde dann jetzt also 5 Werktage auf die Gutschrift waren – das sollte reichen! Vielen Dank für ihre Bearbeitung des Falls!

Sie: waren=warten

bettina: das kann aber auch länger dauern

bettina: Vielen Dank für Ihre Anfrage über den ZoomBits Live Chat. Wenn Sie wieder Hilfe benötigen, wenden Sie sich einfach erneut an uns.

bettina: Für ein Feedback wären wir Ihnen sehr dankbar. Bitte klicken Sie auf „Schließen X“.

Sie: In dem Fall bitte ich um ein Fax mit der Zahlungsbestätigung!

Sie: Fax Nummer: +49(0)201*********

bettina: Sie werden per e-mail benachrichtigt, wenn wir das Geld erstatten

So, man muss fairerweise sagen das das Geld dann einige Tage später auf dem Konto war. Fazit: Keine Ware, viel Ärger, versaute Weihnachten (sollte ja nen Geschenk sein), keine wirkliche Erklärung oder Entschuldigung aber wenigstens Geld zurück. Also meine Schulnote korrigiere ich von ungenügend auf magelhaft und kann wirklich niemanden empfehlen dort Ware zu bestellen, es sei denn die ändern ihren Webauftritt erheblich und stellen auf einen KORREKTEN versand per Paket usw. um, das man eine Trackingnummer und ordentliche Verzollung usw. hat!

Body Play Magazine

Das Bild des Tages heute ist die 0. Ausgabe des Magazins BodyPlay. Sozusagen der Magazin-Prototyp. Als Fakir beim PfiQ Magazin „ausstieg“ war das der erste Schritt zum eigenen Magazin, der BodyPlay.

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Warum das ein Bild des Tages ist? Na, ganz einfach – ich habe heute damit begonnen meine kleine Sammlung einzuscannen und werde in Kürze hier Galerien einrichten mit den Covern der in meinen Augen wichtigsten / Prägensten Magazine aus dem Bereich Piercing und BodyMod (und ein bissl auch Tattoo). Freut euch auf einen kleinen Einblick in die Ausgaben der PfiQ, BodyPlay,  Body Art, Piercing World, International Piercing Mag und vieles mehr … auch wenn das alles aus einer Zeit vor dem Massenmedium Internet stammt, sollte es doch einmal ordentlich an einer Stelle im Netz präsentiert werden!

BodyPlay No. 0

BodyPlay No. 0

Mini Implant Ohrmuschel / Ear Concha

Das heutige Bild des Tages ist das erste Mini-Implant das ich live gesehen habe – glaub ich zumindest – falls nicht, ist es auf jeden Fall das erste, das ich in einer Ohrmuschel gesehen hab!!

Das Bild habe ich auf der Mailand Convention 2008 geschossen. Eingebracht wurde das Implantat 2007 von Bruno und der stolze Träger ist Do-Do … ja, ja … die verrückten Italiener … man muss sie einfach lieben 😉

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Soweit ich weiss war das Implantat noch selbst hergestellt (aus einem Block Implantat-Silikon geschnitten), inzwischen gibt es solche Mini-Implantate aber auch fertig zu kaufen!

Bild des Tages 5. Jan. 2010

Bild des Tages 5. Jan. 2010

Scarification – Banding, Cutting usw.

Diesen Artikel habe ich in Zusammenarbeit mit Thorsten Sekira (damals – Mitte 2004 – noch Wildcat München, heute Stigmata Inc. Köln) geschrieben. Wobei Thorsten seine Erfahrung und Fachwissen dazu beitrug (in Gesprächen und Stichpunkten) und ich daraus diesen Artikel formte. Weiter unten folgt der zweite Teil (entstand ebenfalls in Zusammenarbeit mit Thorsten Mitte 2005) ; „The Excellence of Cutting“ beschäftigt sich mit dem, was alles schief gehen kann und was ein gutes Cutting ausmacht!

Teil 1: Scarification

Wahrscheinlich ist Scarification (das Anbringen von Schmucknarben) nicht nur eine der intensivsten Formen der Body Modification, sondern nach Piercing und Tattoo auch die am meisten verbreitete und beliebteste Art den Körper zu verzieren. Mit Sicherheit ist Scarification aber die älteste Form der Body-Modification.

Oberflächlich betrachtet ist es ja auch die einfachste Art seinen Körper zu zieren und zu kennzeichnen – braucht es doch keine körperverträglichen Farben, Maschinen, Nadeln oder sonstiges besonderes Wissen sich eine Narbe zuzufügen. Scarification ist also die natürlichste Form des Körperschmucks, da der Körper selbst den Schmuck – die Narbe – produziert, ohne dass Fremdkörper wie Tattoofarbe oder Schmuck benutzt werden.
Kennt man bei verschiedenen Naturvölkern (z.B. Afrikas) Narben als Schmuck oder Kennzeichnung der Zugehörigkeit zu einem Clan oder einer Gruppe, sind uns in der westlichen Kultur Narben nur von Verletzungen her bekannt – sicher hat sogar fast jeder eine Narbe, ist also schon „verziert“. Allerdings geht es bei der Scarification nicht um Narben von Platzwunden am Kopf oder Schnitten, die bis auf den Knochen gehen sondern um kunstvolle Verzierung der Haut.

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Diese kunstvollen Narben der „Modern Primitives“ brauchen neben einem ganzen Schwung Erfahrung auch Anatomisches Wissen und vor allem steriles und ordentliches Arbeiten um das gewünschte Ergebnis eines „gesunden“ Narben-Motives zu erreichen.

Das Ergebnis
Das Ergebnis der Narbe hängt selbstverständlich stark von der Art der Wunde und der Technik mit der sie geschaffen wurde ab – allerdings bleibt jeder Scarification etwas natürliches und ursprüngliches – denn die Narbenbildung und das Narben-Bild lässt sich nicht mit der Präzision eines Tattoos vergleichen, welches ja größtenteils exakt planbar und filigran auszuführen ist. Bevor wir aber zu den verschiedenen Möglichkeiten des Anbringens einer Narbe kommen (Cutting, Branding …) möchten wir kurz auf die Narbenbildung der Haut allgemein ein gehen – es ist wichtig die Grundlage zu kennen um das Ergebnis planen und verstehen zu können.

Die Haut
Die Haut ist der äußere Schutzmantel des Körpers gegen die Außenwelt und ist in mehreren Schichten aufgebaut. Kommt es zu einer Verletzung der Haut, setzt der Körper also alles in Bewegung um dieses „Loch“ im Schutzmantel zu stopfen. Wird nur die äußerste Hautschicht verletzt heilt die Haut spurlos, nur bei tieferen Verletzungen die bis zur Lederhaut und der Unterhaut reichen bilden sich Narben.
Die Wundheilung verläuft in mehreren Phasen, zunächst bildet sich im Wundbereich ein sehr zellreiches Bindegewebe, das zahlreiche Gefäßsprossen enthält (Granulationsgewebe). Vom Wundrand her wächst dann die Regenerationsschicht der Oberhaut (Stratum Germinativum), danach setzt die Verhornung ein und die Wunde ist geschlossen, die Narbe gebildet. Vermehrt man nun gezielt das Granulationsgewebe durch beabsichtigte Verzögerungen der Wundheilung, kommt es an der verletzten Stelle zur gewünschten und vermehrten Narbenbildung.

Narbengewebe
Das Narbengewebe bildet sich allerdings nicht nur gleichmäßig und analog zur Art, Tiefe und Größe der Wunde sondern auch entsprechend der Behandlung und Bedingungen während der Wundheilung. Jeder kennt Narben, die an manchen Stellen dicker oder breiter ausgeprägt sind als an anderen Stellen, die Ursache ist nicht immer eine entsprechend geformte Wunde. Stellt man sich eine Narbe vom Bauchnabel zur Außenseite des Oberschenkels vor, würde sich diese z.B. beim Laufen unterschiedlich bewegen. Einige Teile der Narbe würden gedehnt, andere zusammengepresst und wieder andere bewegten sich gar nicht. Bei einer „natürlichen“ oder OP-Wunde würde das dazu führen, das die verheilte Narbe wegen der sehr unterschiedlichen „Beanspruchung“ der Haut während des Heilungsprozesses ungleichmäßig und uneben ist. Bei einer gezielten Scarification muss also dieser stufenweise Übergang der Hautunterschiede (Hautspannung und Dicke) mit der jeweils angewendeten Technik ausgeglichen werden. Im wesentlichen gibt es zwei Arten Scarifications zu erzeugen; das Schneiden (Cutting) und Brennen (Branding).

Cutting
Das Cutting (schneiden der Haut mit einem Skalpell) ist die technisch versierteste Art Narben gezielt zu setzen und gleichmäßige Ergebnisse zu erzielen. Mit dem Skalpell lässt sich sehr fein und ordentlich arbeiten, wenn auch die Ansprüche an die Technik und das Fingerspritzengefühl des Artists sehr hoch sind um die gewünschten Narben zu bekommen.
Mit verschiedenen Cutting Techniken lassen sich fast alle denkbaren Motive erzielen – so können auch großflächige Narben zum Beispiel durch Skin-Removal (Hautentfernung) realisiert werden.
Während sich das „normale“ Cutting auf das Schneiden und Entfernen der Haut beschränkt gibt es weitere Möglichkeiten wie das in ursprünglichen Kulturen Afrikas praktizierte „Packing“. Beim Packing wird ein tiefer schräger Schnitt gesetzt um eine Hauttasche zu bilden, in diese wird dann ein Objekt (meistens Ton) eingesetzt. Die Wunde wird dann verschlossen – eine massive Narbenbildung, welche den Fremdkörper ausstößt oder umschließt ist die Folge.
Eine weitere Cutting Technik ist das erzeugen von Narben mit der Tattoomaschine. Sicher kennt der ein oder andere vernarbte Tattoos von zu kräftig geratenen Tätowierer Händen – ärgerlich!
Aber genau dieser Effekt kann genutzt werden indem man die Tattoomaschine ohne Farbe laufen lässt, die (gespreizte) Nadel zu weit aus der Maschine kommen lässt um so im Vergleich mit einem Tattoo viel tiefer zu stechen. Allerdings ist die resultierende Narbenbildung meist nur schwach und ist bestenfalls in leicht geänderter Haut-Tönung zu sehen.

Branding
Das Branding teilt sich hauptsächlich in zwei Formen; Dem „Strike Branding“ – hier werden geformten Metallstempel mit z.B. einem Bunsenbrenner erhitzt und ähnlich dem Brandzeichen von Tieren auf die Haut gepresst. Diese Form des Branding ergibt in der Regel keine sehr schönen und regelmäßigen Narben.
Vermutlich ist das Strike Branding jedoch die gängigste Form des Branding obwohl mit dieser Methode keine kleinen und geschlossenen Formen gebrannt werden können und das gewünschte Design sich aus verschiedenen einfachen Grund formen zusammensetzen muss.
Eine nicht nur theoretisch alternative Form des Strike-Brandings ist das „Kälte-Branding“ hier wird anstatt mit Hitze, mit extremer Kälte gearbeitet. So kann ein Metallstempel, der zuvor in flüssiges Stickstoff getaucht wurde ebenfalls kräftige Narben durch die Verbrennung mit Kälte hinterlassen. Das Kälte-Branding dürfte allerdings wegen dem nicht ungefährlichem und umständlichen Umgang mit flüssigem Stickstoff eher selten sein.
Ein generelles Problem ist allen Formen des Strike Brandings gemein, ist die Hitze oder Kälte falsch dosiert kann es zu Gewebe-Anhaftungen am Stempel kommen, was beim zurückziehen zum Abreißen von Hautteilen führt.
Eine gute Alternative ist das „Cautery Branding“ – hier ist eine recht genaue „Steuerung“ des Motivs möglich, was später zu einem deutlich besseren Narbenbild führt. Beim Cautery Branding wird mit einem chirurgischen Gerät, dem so genannten „HF-Kauter“ die Haut mittels Strom verödet. Der HF-Kauter ist ähnlich dem Skalpell beim Cutting präzise und komfortabel zu handhaben.
Neben diesen beiden Gruppen der Scarification, Cutting und Branding mit all Ihren Spielarten, gibt es verschiedene andere experimentelle oder gewagte Wege die wir hier nicht unerwähnt lassen wollen.

Alternativen
Die Alternativen Wege zur Narbe sind aus unserer Sicht nicht empfehlenswert aber dennoch existent. Da wäre z.B. die „Chemical Scarification“ bei der mit Verätzungen der Haut mittels Auftrag oder Injektion von ätzenden Stoffen / Flüssigkeiten gearbeitet wird. Dosierung der Menge und Einwirkzeit dürften hier das hauptsächliche Problem sein.
Eine abenteuerliche Form der anderen Art ist das Entfernen von Haut unter Zuhilfenahme von technischem Gerät wie dem Dremel, mit dem die Haut wortwörtlich abgefräst wird. Keine besonders ratsame Methode, kennt man doch vom Fräsen in Holz und Metall den immensen Späne und Splitterflug, der durch die mechanischen Kräfte entsteht. Bezogen auf Haut und Blut sicher keine sehr angenehme und hygienische Vorstellung.

Heilung
Die Abheilung und Behandlung der noch frischen Wunde sind ohne Zweifel der wichtigste Part einer Scarification, denn hier liegt das „Geheimnis“ prächtiger und gelungener Narben. Zuerst möchten wir aber mit einem wilden Gerücht diesbezüglich aufräumen. So wird oft behauptet, das Einreiben von Tattoo-Farben in die Wunde (das sog. Ink Rubbing) würde kräftige farbige Narben ergeben – so besagt die Theorie das die Farbe wie bei einem Tattoo durch das neu gebildete Gewebe eingeschlossen wird. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Farbe recht effektiv durch den Wundheilungsprozess als Fremdstoff vom Körper nach außen getragen wird.
Jede frische Scarification muss mit großer Sorgfalt behandelt werden, da dem Körper eine ziemlich große Verletzung zugefügt wurde und man die Wundheilung absichtlich verzögern muss um möglichst schöne und deutliche Narben zu erhalten. Die frische Wunde sollte immer nur mit sauberen Händen angefasst werden und während der Abheilphase sollte auf penibelste Hygiene im Allgemeinen geachtet werden.
Nach dem Schneiden oder Brennen sollte man die Wunde verkrusten lassen und um die Heilung zu verzögern ist es angebracht die Wunde unter sauberen Bedingungen kontrolliert zu reizen. Je nach Art, Dauer und Intensität ergeben sich dann verschieden gute Narbenergebnisse.
Je länger und intensiver die Reizung ist, desto mehr Narbengewebe wird erzeugt werden. Die Reizung erfolgt durch kontrolliertes Entfernen der Kruste und Öffnung der Wunde; dieses Öffnen und Entfernen erfolgt am besten nachdem man die Kruste vorher aufgeweicht hat (nach dem Duschen oder besser nachdem man die Wunde mit steriler Kochsalzlösung getränkt hat). Es gibt zwei bewährte Methoden die aufgeweichte Kruste komplett zu entfernen – entweder mit einer Pinzette abziehen oder mit einer weichen Zahnbürste die Kruste abreiben, für welche Methode man sich entscheidet, sollte jedem selbst überlassen sein. Ein weiteres Mittel, dass man verwenden kann wäre Betaisodona Wundsalbe. Diese jodhaltige Wund salbe ist ziemlich stark kristallin, diese feinen Kristalle eignen sich gut zum sauberen Reizen der Wunde (vor allem mit der Zahnbürste). Das Öffnen der Wunde stellt natürlich jedes Mal wieder ein Risiko dar, da der Körper wieder mit einer offenen Wunde konfrontiert ist. Nicht nur aus diesem Grund ist bei der Pflege von Cuttings wirklich auf peinlichste Sauberkeit zu achten.

Pflege
Diese „Pflege“ der Scarification erfolgt so lange sich neue Krusten bilden, die man entfernen kann. Das dauert in der Regel drei bis sechs Wochen in dieser Zeit bilden sich die Narben vollständig.
Zu Beginn sind die meisten Narben noch tief, werden jedoch mit der Zeit immer höher bis sie sich schließlich zu schönen erhabenen Narben entwickelt haben – den so genannten Keloid-Narben. Diese Transformation des Narbengewebes kann bis zu einem halben Jahr und länger dauern.
Die Narbenbildung wird von einem mehr oder weniger starkem Juckreiz begleitet, ähnlich dem Juckreiz eines verheilenden Tattoos.

Schmerzen
Der Schmerz eint fast alle Bodymodifications und modernen Körperschmuckformen doch sei gesagt, dass Scarification für viele Außenstehende furchtbar schmerzhaft und brutal aussehen mag, der eigentliche Schmerz des Schneidens oder Brennens nicht viel höher als der des Tätowieren ist. Auch wenn Schmerzempfinden immer eine subjektive Angelegenheit ist wollen wir es hier nicht unerwähnt lassen.
Das Wichtigste allerdings gilt in Bezug auf Scarification noch mehr als bei allen anderen Formen des Körperschmucks, der Kunde sollte sich vorher genau über die Fertigkeiten des Künstlers informieren und sich auch ein Portfolio von Arbeiten zeigen lassen in dem sich auch Bilder der Abheilung und vor allem auch der verheilten Arbeiten finden. Jemanden mit einem Skalpell oder glühenden Eisen an seinem Körper arbeiten zu lassen erfordert viel Vertrauen. Ausführliche Beratungsgespräche, detaillierte Aufklärung und Planung des Motivs sind im Vorfeld auf jeden Fall notwendig und sollten nicht zu kurz kommen.

Scarification ist und bleibt eine der intensivsten und intimsten Erfahrung, die man machen kann.

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Teil 2: The Excellence of Cutting

Nachdem wir Euch in der ersten EXPAND Ausgabe in einem Special die verschiedenen Scarification – Arten mit Schwerpunkt auf Cutting vorgestellt haben, war das Interesse und die Reaktionen groß. Ein wenig hat uns die breite Akzeptanz und Neugier für diese doch noch abseits des „Mainstream“ stehende Form der Körpermodifikation angenehm überrascht!
Leider – wie bei so vielen Dingen wenn Sie in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen – lassen auch „schwarze Schafe“ und „Hobbyschnippler“ nicht lange auf sich warten und schon erreichten uns erste eMail in denen wir Fotos und Storys zu Gesicht bekamen, das einem die Haare zu Berge stehen. Die erste Überlegung war solche Werke an den „Pranger“ zu stellen und öffentlich die Defizite zu besprechen, aber damit ist weder den „Opfern“ geholfen noch der Sache an sich. Daher haben wir uns entschlossen positiv an die Sache heran zu gehen und diese Seiten „The Excellence of Cutting“ geschaffen um zu zeigen was geht und wie ein gute Cutting aussieht.
Die Werke (Bilder zu dem Artikel) stammen allesamt aus der Klinge von Thorsten (Wildcat München) nicht weil er der einzige Artist in Deutschland oder Europa ist – aber sicher einer der Besten seiner Zunft. Dazu kommt, dass dieser Artikel sehr kurzfristig entstanden ist als Reaktion auf die oben beschriebenen Ereignisse.
An dieser Stelle also der Aufruf an alle Bodyart begeisterten, die Werke tragen welche das Prädikat „The Excellence of …“ verdienen oder solche geschaffen haben – zögert nicht uns zu kontaktieren! In den folgenden EXPAND Magazinen gilt es Seitenweise weiße Fläche zu bedrucken und am liebsten würden wir das mit positiven, schönen und atemberaubenden Kunstwerken tun!

Die häufigsten Fehler
„Begebt euch nicht in die Hände von Pfuschern“ – das wäre ein etwas verzweifelt klingender aber sicher Angebrachter Appell an alle Bodyart-Begeisterten, die sich für ein Cutting interessieren. Um den „Blick hinter die Kulissen“ ein wenig zu schärfen, wollen wir hier einmal die schlimmsten Fehler nennen:

Falsche Klingen
Gerade Anfänger aber auch weniger gut ausgerüstete „Hobby Schnippler“ verwenden meist falsche Klingen. Es gibt die unterschiedlichsten Formen und Größen, die jeweils ihren Eigenschaften entsprechend eingesetzt werden sollten. Verwendet man die falschen Klingen, wird das kontrollierte Schneiden erschwert und es ist unter Umständen gar nicht mehr möglich Feinheiten auszuarbeiten.
Klinge wechseln
Ebenfalls ein beliebter Fehler ist das Schneiden ganzer Cutting-Projekte mit nur einer Klinge. Das wird sehr schnell zur schmerzhaften Angelegenheit für den Kunden, denn selbst eine gute Klinge wird schnell stumpf. Eine stumpfe Klinge bietet dann einfach nicht mehr den gleichmäßigen und sauberen Schnitt, den man für präzises Arbeiten braucht.

Die Motive
Cutting kann sehr kunstvoll und vielseitig sein – leider wird bei aller Anatomie und Technik das Üben ordentlicher Linienführung vernachlässigt. Die Haut ist kein Blatt Papier, das man wegschmeißt und sich ein neues holt wenn man sich verschnitten hat. Auch ist ein Skalpell kein Pinsel, eine Linie muss immer gezogen werden und das im korrekten Winkel und in der richtigen Tiefe.

Die Ästhetik
Zu oft bleibt leider auch die Ästhetik auf der Strecke. Ist die Motivauswahl gelungen, bleibt die Schwierigkeit der ästhetischen Platzierung am Körper. So gilt es nicht nur Bewegungsfalten und Gelenke zu berücksichtigen sondern auch die Schwerkraft – ein Cutting wird zwar im Liegen geschnitten, meist aber im Stehen betrachtet und „getragen“

Die Anatomie
Fehlen grundsätzliche Kenntnisse der Anatomie, wird es meist nichts mit einem ordentlichen Cutting. Vielen Hobby-Cuttern sind die „Langerschen Spaltlinien“, die die Richtung der geringsten Dehnbarkeit der Haut markieren, ein Fremdwort. Die Haut wird nicht oder nicht richtig gespannt und der Schnitt nicht der „Umgebung“ angepasst – damit entstehen unregelmäßige Linien und das Motiv misslingt.

Die Hygiene
Die Hygieneanforderungen sind beim Cutting mindestens so hoch anzusetzen wie beim Piercing (siehe „SO PIERCEN WIR“). Wer einen solchen Rahmen nicht bieten kann sollte davon absehen an anderen Menschen zu arbeiten.

Die Anleitung
Auch in der Anleitung, die der Kunde mit auf den Weg nach Hause bekommt macht sich leider zu oft mangelndes Wissen um die Behandlung der Wunde und die Pflege allgemein bemerkbar. Gerade beim Cutting möchte man ja eine Keloide Narbenbildung – allerdings ist eine natürliche Veranlagung zu Bildung dieser Narben eher bei jungen und farbigen Menschen gegeben. So mancher Kunde muss also auf „Tricks“ zurückgreifen um die „Wucherungen“ einer Keloiden Narbe anzuregen.

Präzises Arbeiten
Wie schon erwähnt, verzeiht die Haut keine Fehler – der Cutting Artist muss also in der Lage sein längere Zeit konzentriert zu arbeiten. Die Zeit sollte man sich auch nehmen es gibt keine Abkürzungen („there are no shortcuts“).

Anfängerfehler
Die typischen Anfängerfehler, die man auch nur durch langes Üben in den Griff bekommt sind unregelmäßige Schnitttiefen und das Überschneiden der Spitzen („cross cutting“). Gerade im flachen Winkel zulaufende Spitzen und Ecken sind sehr schwierig auszuarbeiten.

Selbstüberschätzung
Nach anfänglichen Erfolgen neigt man dazu seine Fähigkeiten und Ausdauer zu überschätzen. Das Ergebnis sind Projekte und Motive, die in ihrer Filigranität oder Größe nicht bewältigt werden können. Wie bei vielen Sachen gilt auch beim Cutting „Übung macht den Meister“ und nur ein langsames Steigern und Heranarbeiten an komplexere Motive gewährleistet ein hohes Niveau.
Gerade auch fortgeschrittenere Techniken wie das Skin Removal (flächiges Entfernen der oberen Hautschichten) fordern viel Übung, Erfahrung und zusätzliches Wissen.

Phuket Vegetarian Festival

Das Thema Phuket Vegetarian Festival habe ich zwei mal redaktionell bearbeitet (Blogs mal aussen vor) – das erste mal Mitte 2004 nachdem ich ganz fasziniert eine ganze Reihe von Bildern dazu eingescannt hatte. Die Bilder hatte ich für John (Wildcat England) gescannt, der einige male dort war und reichlich Bildmaterial mitgebracht hatte! Das zweite mal (ebenfalls für das Expand) beschäftigte mich das Vegetarian festival als ich einen Artikel – bzw. Reisebericht – von Olli (Visajavara Nürnberg) für das EXPAND Magazin überarbeiten durfte (von 10.000 auf 15.000 Zeichen – halt einige Fakten ergänzt und ein wenig ausfomuliert).

Hier nun beide Artikel zu dem Thema mit dem Dank an John und Olli für ihre Unterstützung und besonders an Olli für die tollen Bilder:

Phuket Vegetarian Festival

EXPAND Magazin #1 2004 – von Stephan Strestik

Jedes Jahr im 8. Mondmonats des chinesischen Kalenders bietet sich dem Besucher der kleinen Insel Phuket (Thailand) ein mindestens so seltsames wie interessantes Schauspiel – eine „Parade der Fakire“ will man auf den ersten Blick meinen.

In nicht enden wollenden Prozessionen sieht man Menschen, die sich die Wangen mit Eisenstangen, Ketten und allerhand anderem Gerät durchbohren oder mit Glocken und Gewichten die direkt in die Haut „gepierct“ wurden behangen sind.

Auf festlich geschmückten Plätzen kann man anderen beim Laufen über glühende Kohlen oder dem Besteigen von Leitern deren Sprossen aus scharfen Schwertern und Messerklingen gebaut sind zusehen.

Doch das Vegetarian Festival ist mehr als nur ein „Showlaufen“. Die Tradition des Vegetarian Festivals – so erzählt m an – geht zurück auf die Zeit der Regentschaft des Königs Rama V. 1868-1910, zu dieser Zeit kamen viele Menschen aus China und Malaysia auf der Suche nach Arbeit in den Mienen und Kautschukplan tagen nach Phuket.

Das erste Vegetarian Festival wurde in Kathu District im Südwesten von Phuket von einer chinesischen Schauspiel – Truppe zelebriert um durch die Kraft und Gunst der Götter die seiner Zeit ausgebrochene Malaria – Epidemie zu besiegen.

Neun Tage und Nächte lang werden verschiedene spirituelle Rituale und Prozessionen gehalten. Vor diesen neun Tagen des „Vegetarian Festivals“, gibt es für einige Tage eine Fastenperiode um Körper und Seele zu reinigen. Das Tragen von weißer Kleidung während des Festivals symbolisiert die so „gereinigten“ Teilnehmer, für die während der Festivalzeit verschiedene Regeln gelten:

  • es dürfen keine Tiere getötet werden
  • kein Fleisch darf gegessen werden
  • das Tragen vom Leder ist nicht gestattet
  • Frieden! Es darf keinem Menschen körperliches oder mentales Leid angetan werden
  • Enthaltsamkeit während der ganzen 9 Tage
  • kein Alkohol und keine Betäubungsmittel
  • kein Streit und keine Lügen
  • Verbot Mahlzeiten mit Menschen einzunehmen, die sich nicht an diese Gebote halten
  • schwangere und Frauen in der Periode
  • dürfen nicht am Festival teilnehmen

Der Ablauf ist jeden Tag in etwa gleich – gegen 5 Uhr morgens werden die Trommeln geschlagen und die Glocken geläutet. Rauch vom brennenden Sandelholz liegt wie ein Schleier über den Plätzen und Straßen, es werden hunderte Kerzen an Statuen chinesischen Götter und Kaiser aufgestellt. Die Medien bereiten sich auf die Ankunft des Geistes vor, der in Ihre Körper fährt – dann verändern sich Ihre Gesichtsausdrücke, ihre Stimmen und Körperbewegungen – der Geist Ihrer Götter ist nun in Ihnen und Sie gehen zu ihren Helfern, die ihnen Nägeln, Eisenstangen, Messer, Rohre und viele andere Dinge durch die Wangen, Zunge und andere Körperstellen stechen. Durch die Kraft der Götter spüren Sie dabei keinerlei Schmerz und es fließt auch nicht viel Blut aus ihren Wunden.

Einige Medien werden mit einer Kette, einem Schlauch oder einer langen Stange, die durch die Wangen gestochen werden, miteinander verbunden und laufen gemeinsam als Eins mit der Prozession durch die Stadt zu einem der 5 Tempel der Insel Phuket. Andere Medien haben große Schreine und Bilder Ihrer Götter an Stangenaufbauten am Körper befestigt und tragen diese mit der Prozession durch die Straßen – die stützenden Stangen und haltenden Seile durch Haken an der Haut befestigt bohren sich dabei im m er weiter ins Fleisch.

Mit diesen schmerzhaften Ritualen und der anschließenden Tortur der Prozession zeigen die Medien die Energie und Kraft ihrer Götter die in Ihnen sind und stärken Ihren eigenen Glauben und reinigen sich vom Schlechten.

Neben der Prozession gehört das Laufen über heiße Kohle ebenfalls zum Ritus des Festivals. Der Kohleteppich ist einige Zentimeter hoch, die Flammen werden im m er wieder mit einem Blaseblag auf`s neue entfacht. Medien laufen über die glühenden Kohlen ohne sich zu verletzen oder steigen auf eine Leiter deren Sprossen aus messerscharfen Klingen besteht oben angekommen beten sie zu ihren Göttern.

Am neunten Tag verlässt der Geist nach der letzten Prozession die Körper der Medien und das Festival ist zu Ende.

Was bleibt sind die Narben und der beseelte, zufriedene Ausdruck in den Gesichtern der Teilnehmer, dankbar für neun Tage Frieden und Reinigung – gestärkt für den Alltag durch die Kraft Ihrer Götter.

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Einleitung

In unserer ersten Ausgabe 2004 (EXPAND #1) haben wir bereits über die Ursprünge und den Ablauf des Vegetarian Festivals auf der Insel Phuket in Thailand berichtet. Inzwischen hat das Thema ja auch seinen Weg in die Mainstream Presse gefunden und wird dort leider zu oft vom Boulevard aufgenommen und dient dort jedes Jahr nur dem Schock-Effekt für den die abenteuerlichsten Sachen präsentiert werden, die die Leute der Prozession sich dort durch de Backen piercen. Um einmal einen kleinen Blick „hinter die Kulissen“ zu werfen, haben wir Oli von Visavajara Nürnberg gewinnen können für uns hier einen Reisebericht zu schreiben:

Phuket Vegeterian Festival

Mitten drin statt nur dabei!

Fallen die Worte „Vegetarian Festival“ haben die meisten Leute hier zu lande Bilder von Menschen im Kopf, die sich mit allen möglichen Gegenständen die Wangen durchbohren und damit wie in Trance eine (für uns) bizarre Prozession laufen. Diese Bilder, die ich hier in meinem Reisebericht natürlich nicht vernachlässigt werde, verursachen oft neben Faszination auch Ekel und Sprachlosigkeit. Um dem zu begegnen werde ich versuchen in diesem Reisebericht mehr auf den ganzen Ablauf des Festivals und die Dinge drumherum einzugehen. Denn diese Bereiche gehören genauso zum Vegetarian Festival, wie die uns allen nun reichlich bekannten Bilder.

Das Stechen

Das Ritual des Stechens beginnt jeden morgen schon um 5 Uhr in dem Tempel, dessen Angehörige an diesem Tag die Prozession laufen. Das Durchstechen der Wange wird mit einem spitzen, schweren und ziemlich großen konischem Werkzeug aus Edelstahl vorgenommen, welches einem etwas überdimensioniertem Insertion Pin ähnelt. Das Werkzeug hat wirklich nichts mit einer Piercingnadel wie wir es kennen gemein und ist aus massivem Stahl, wiegt also ca. zwei bis drei Kilo und ist je nach Ausführung durchaus bis zu einen Durchmesser von bis zu 5cm oder gar mehr zu haben. Man konnte beobachten, dass das Durchstechen der Wangen mit dieser Stahlspitze einen enormen Kraftaufwand benötigt bis das Gewebe der Wange durchdrungen ist. Jeder, der schon mal einen Backenspieß gesetzt hat oder eine der auf Conventions so beliebten Fakir Shows gesehen hat, weiß welche Kraft man benötigt um diese meist nur 3 mm starken Spieße durch das Gewebe zu bekommen; hier in Phuket gibt man sich mit so Kleinkram allerdings in der Regel selten zufrieden und das zehnfache (30mm) darf es schon gerne einmal sein, wobei die Skala nach oben jedes Jahr aufs neue offen zu sein scheint.

Ist die Wange mit der Spitze erst einmal durchstochen, dehnt sich das Gewebe durch das Nachschieben des konischen Werkzeugs noch ein wenig und fängt dann an gleichmäßig nach oben und unten hin zu reißen. Natürlich ist beim Stechen die Stärke (Größe des Lochs) zu beachten, die benötigt wird um das gewünschte Objekt einsetzen zu können; dies erfolgt allerdings nur durch eine grobe Abschätzung oder besser Abgleich des Stechwerkzeugs mit dem später einzusetzendem Objekt. Manchmal kann es so passieren, dass die Öffnung etwas zu groß gerät und den Blick auf die obere und untere Zahnreihe frei gibt, was durchaus ein gewöhnungsbedürftiger Anblick ist. Es kommt aber auch vor, dass eine Öffnung zu klein ausfällt, was dann durch kurzes Nachstechen korrigiert wird, oder es wird einfach kurzerhand ein neuer Gegenstand mit passender Größe organisiert. In der anfallenden Wartezeit tun es dann auch zwei bis drei Finger durch die Wange um die Wunde „mal eben“ offen und entsprechend geweitet zu halten.

Bilder zum Artikel:

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Der Umgang und die Aufbereitung der Utensilien ist oft auch recht unbedarft, so werden diese zum Teil einfach mit Isolierband, Tesafilm oder ähnlichem umwickelt damit sie besser einführt werden können oder – falls nötig – um ein paar Millimeter an Durchmesser zu gewinnen.

Die Piercing-Tools, die zum Stechen benutzt werden, bringen die Medien – also diejenigen, die auserwählt sind sich stechen zu lassen und die Prozession zu laufen – selber mit. Alternativ kann derjenige, der für das Piercen zuständig ist ein solches Tool auch mehrfach verwenden, wobei diese dann nach jedem Gebrauch mit Watte und einer Desinfektionslösung, die an ein Listerine, Öl Gemisch erinnert, gesäubert werden.

Es gibt in jedem Tempel gleich mehrere Plätze an denen gepierct wird, die sehen danach dann entsprechend aus und sind mit Watte und Handschuhen übersät. Nicht immer aber in den meisten Fällen werden übrigens Handschuhe benutzt was aber nicht unbedingt bedeutet, dass diese nach jeden Medium gewechselt werden oder einem hygienischen Arbeitsgang gewährleisten sollen.

Es gab übrigens auch „Farangs“ (wie die Ausländer in Thailand bezeichnet werden) zu sehen, die gepierct haben, was vor einigen Jahren noch nicht gestattet war. Dieses wurde allerdings nicht von jedem Medium unbedingt positiv aufgenommen und manche weigerten sich von diesen gestochen zu werden. Die Presse und das Fernsehen aus dem Ausland wurden dagegen umso mehr von dieser Tatsache angezogen und mischte sich eher rüpelhaft in das Geschehen um ja die „beste Einstellungen“ und die „tollsten Bilder“ zu bekommen. Als westlicher Besucher wünscht man sich in einer solchen Situation schon etwas mehr Respekt und Achtsamkeit gegenüber den Medien und Ritualen – leider war das nicht die einzige Gelegenheit zu der die „westliche Sensationspresse“ unangenehm auffiel.

Die Prozession

Nach dem Stechen und Einsetzen der Gegenstände beginnt dann die eigentliche Prozession wobei sich die Längste über 12 Kilometer erstreckt. Man kann sich kaum vorstellen welche enormen Anstrengungen erforderlich sind um eine solch lange Strecke zu laufen. Gerade „Medien“ mit großen Gegenständen oder andere beladene Prozessions-Träger leisten da enormes.

So „brachial“ die Eingriffe des Einpiercens der Gegenstände auch sein mögen, die Wangen der „Medien“ bluten natürlich nicht die ganze Zeit – ganz im Gegenteil – man ist eigentlich fast ein wenig überrascht wie wenig Blut fließt. Was allerdings – bei genauer Überlegung – logisch ist, da das Gewebe durch das durchstechen, aufdehnen und einreissen schon erheblich traumatisiert wird. Eine leichte Schwellung ist direkt erkennbar und der Schock für den Körper und die damit verbundene Ausschüttung von Adrenalin lässt die Gefäße verengen und den Blutdruck steigen. Dazu kommt der Gerinnungsprozess, der einsetzt sobald Blut mit einer anderen Oberfläche in Berührung kommt und natürlich der Druck, der eingesetzten Gegenstände auf die Wunde. Wobei an der Stelle gesagt sein soll, dass manchmal auch wenig Blut schon dramatisch aussehen kann.

Auf der Strecke sah man dann vor fast jedem Geschäft einen kleinen Altar mit Gaben für die Medien aufgebaut um deren Segen zu erhalten und den gesamten Weg über wurde man von ohrenbetäubendem Lärm begleitet. Es krachte und knallte von langen Stangen an denen kiloweise Knallkörper befestigt waren und die über den Sänften der Götterstatuen gehalten wurden, um diese zu wecken. Die Sänften werden von Sänftenträgern über die gesamte Prozession getragen, was für diese bedeutet über die ganze Zeit hin einem permanent extremen Lärm ausgesetzt zu sein und auch mal bis zu Handflächen große Verbrennungen von herab fallenden Knallern davon zu tragen. Wenn ein Ahnungsloser unbedarft auf diese Szenerie träfe, könnte es den Anschein von Krieg haben.

Als Besucher sollte man auch tunlichst auf herum fliegendes Feuerwerk achten, da die bei Einschlag und Explosion in Gesichtsnähe ganz schön ziepen können und auch das Gehör Schaden nehmen könnte. Mein Fazit: Sänftenträger zu sein mag eine Ehre sein, aber es ist ein echter Knochenjob und die tapferen Jungs verdient in jedem Fall meine Hochachtung.

Das Drumherum

Auf der ganzen Welt gilt es inzwischen: „Keine Veranstaltung ohne Werbung“! (?) So macht auch die Werbung vor dem Vegetarian Festival keinen Halt; zwischen all den Helfern, Medien und getragenen Sänften tauchen immer wieder Plakatträger oder lustig verkleidete Leute auf, die ihre Werbebotschaft an den Mann, die Frau und das Kind bringen wollen.

Kinder sind übrigens auf dem gesamten Event in Scharen unterwegs und freuen sich über die Medien, die vorbei laufen und ihnen den Segen erteilen oder Obst und Süßigkeiten verteilen. Für die Kinder in Thailand ist die ganze Veranstaltung mit allen ihren uns bizarr anmutenden Bildern ganz normal und Teil der Kultur. Was Deutschland wahrscheinlich aus Jugendschutzgründen rechtlich nicht denkbar wäre, ist dort ein Fest für jedes Alter – ähnlich unserem Straßenkarneval! Ich habe dort auf jeden Fall nur lachende Kinder gesehen, die eine Menge Spaß hatten. Selbst das jüngste Medium, dass ich an einer Prozession teilnehmen sah, war zarte 13 Jahre alt und trug einem ca. 1cm dicken Backenspieß durch die Wangen.

Wundversorgung

Nach der Prozession geht es dann für die Medien zurück in den Tempel, in dem dann die getragenen Gegenstände entfernt werden. Was manchmal auch nur mit Hilfe von Werkzeugen wie Bolzenschneidern oder ähnlichem möglich ist, da ja bekanntlich nicht immer alles so leicht raus geht, wie rein ging. Auch hier sind im Verhältnis zu der Größe der Verletzungen die Blutungen eher sehr gering – Ausnahmen gibt es natürlich auch, wenn z.B. ein größeres Gefäß beim Piercen beschädigt wurde. Die Nachsorge war vom Standpunkt eines Piercers aus „ungewöhnlich“ aber es funktioniert wohl. Die Wunden wurden im Tempel mit Wasser abgespült und dann wurde erst einmal ein Stück „heiliges Papier“ darauf gedrückt um die Blutung zu stoppen und die Wunde zu bedecken. Die sich in der Hitze und stehenden Luft des Tempels entwickelnde Geruchsmischung von Blut, Knallkörpern, Schweiß und Raucherstäbchen war dann auch entsprechend gewöhnungsbedürftig.

Auch die weitere Wundversorgung war recht einfach, so konnte man frei dem Motto „wozu Nahtmaterial verwenden wenn es Pflaster gibt“ viele der Medien, die meist beim Piercen in einem anderen Tempel halfen, mit geschwollenen Wangen und ein bis zwei Pflasterstreifen über den Wunden sehen. Trotz dieser für uns unvorstellbaren Wundversorgung und Hygiene habe ich keine infizierten Wunden gesehen; auch Tage später sahen die Wundränder der Verletzung entsprechend gut und sauber aus. Man sollte also mit einem schnellen Urteil vorsichtig sein und nicht so einfach unser Vorgehen und unsere Gewohnheiten dort als Messlatte anlegen.

Das Rahmenprogramm

Begleitend zum mehrtägigen Vegetarian Festival gibt es natürlich auch eine Broschüre, in der man sämtliche Infos zum Ablauf und Zeiten der einzelnen Events findet – sehr hilfreich und eine gute Grundlage um sich zurecht zu finden! Besonders wichtig sind auch die Karten in denen die Lage der beteiligten Tempel und die einzelnen Prozessionsrouten eingezeichnet sind. Zu den aufgeführten Terminen zählen neben dem frühmorgentlichem Stechen in den Tempeln auch andere spektakuläre Bräuche, die man nicht verpassen sollte. Das sind zum Beispiel die barfüßigen Läufe über glühende Kohlen und das „Schwertleiterklettern“, bei dem ebenfalls ohne Schuhwerk auf Leitern aus Schwertklingen bis zu 20m in die Höhe gestiegen wird. Wirklich beeindruckend und mit jeder Sprosse, die ein wagemutiger hinauf steigt ist man dankbar festen Boden unter den Füßen zu haben.

In und um die Tempel herrscht den ganzen Tag ein reges Treiben aus Kindern die mit Knallkörpern spielen, Menschentrauben, die sich angeregt unterhalten und Gläubigen, die Opfergaben bringen und beten. Es ist ein idealer Ort um neue interessante Bekanntschaften zu machen. Die Einheimischen sind sehr offen und freundlich wenn sie sehen, dass man sich für die Bräuche interessiert und darauf einlässt, wozu eben auch das Tragen von weißer Kleidung gehört. Dies symbolisiert die Reinheit, die der Körper während der Zeit des Festivals erfahren soll (kein Alkohol, kein Sex, kein Fleisch usw.). So kam es öfter vor, dass man an der Hand genommen wurde und alles erklärt bekam wofür sich manch einer auch gerne einmal eine ganze Stunde Zeit nahm und wirklich alles ausgiebig erläuterte. Da nicht jeder fließend Englisch spricht, geschah dies oft in der Landessprache, aber nach einer Weile versteht man auch Thai und wenn nichts hilft werden Händen und Füßen zum wilden gestikulieren zur Hilfe genommen.

Der Spirit

Das ganze Geschehen ist schon recht faszinierend, ob man nun an die Geister und Götter glaubt oder nicht. Einem Skeptiker würden beim kritischen Zusehen bestimmt so manche Zweifel kommen was nun Show ist und was nicht. Besonders das Ein- und Ausfahren der Geister in die Medien ist mitunter sehr spektakulär und mag inszeniert wirken. Mir ist aber manchmal ein richtiger Schauer über den Rücken gelaufen wenn die Medien im Tempel ihre Geister empfangen haben und oft noch mehr wenn diese nach der Prozession wieder im Tempel abgegeben wurden. Einige der Medien machten dabei einen zwei Meter Satz nach hinten wo sie dann wie besinnungslos in den Armen ihre Begleiter landeten. Da muss der Glaube und das Vertrauen schon tief sitzen um sich derart tief fallen und gehen zu lassen. Auf der anderen Seite hatte man bei anderen denken können in sie wäre ein „Promotiongeist“ gefahren, derart anziehend wirkten sie auf Fotos und Filmkameras durch ihr wildes posierten.

Glaube, Religion und Ritus sind aber meiner Meinung nach persönliche Werte und Erfahrungen, wer da also was sieht oder sehen möchte bleibt jedem selbst überlassen. Authentisch war auf jeden Fall die Freundlichkeit der Leute und der Stolz der Beteiligten auf das geleistete.

Authentizität ist dann auch ein gutes Stichwort für den auf einem „vegetarischem Festival“ nicht unwichtigen Punkt – dem ESSEN! So ist es angenehm, dass die ganze Sache der vegetarischen Ernährung nicht mit der leider zu oft anzutreffenden Verbissenheit in Glaubens- und noch viel mehr in Religionsfragen zum Zwang wird. Hier zeigt sich die Offenheit der Gesellschaft, obwohl es schon ein wenig witzig ist, dass es ein riesiges Spektakel und Fest gibt um eine Sache, die wenige Straßen weiter schon ihren roten Faden verliert. So gibt es während des Festivals eine ganze Straße, die gefüllt ist mit Essens-Ständen, die ausschließlich vegetarische Küche anbieten. Zudem findet man um die Tempel herum jede Menge Suppenküchen, die alle mit gelben Fahnen gekennzeichnet sind, die für das Festival stehen; doch geht man eine Straße weiter und möchte an den „normalen“ Verkaufsständen etwas vegetarisches zu essen haben, versteht keiner so recht was man meint und man kommt sich mit dem Wunsch schon fast als Exot vor, obwohl ganz Phuket Town in einem gelben Fahnenmeer versinkt. Irgendwie skurril, aber eben auch angenehm, dass es keinen Zwang oder religiöse Doktrin gibt.

So, das war mein kleiner Reisebericht und zu Abschluss bleibt mir zu sagen, dass dieses Festival auf jeden Fall eine Reise wert ist – wer also von der Vielzahl meiner hier wiedergegebenen Eindrücke motiviert ist, sollte sich unbedingt auf die Socken machen. Wichtig wäre es mir noch einmal deutlich darauf hinzuweisen, dass man gerade als Gast in einem fremden Land und Kultur unbedingt mit Respekt und Achtung in und an die Sache heran geht. Auch wenn Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region ist, sollte das Vegetarian Festival kein asiatisches Disney World werden, sondern immer eine ganz besondere Reise auf der man sich sicher faszinieren, begeistern und auch unterhalten lassen sollte. Man darf aber bei all dem Spektakel nicht vergessen, dass dieses Festival für die Menschen dort ein religiöses Ritual ist an dem man lediglich teilhaben darf. Wenn man dies beachtet, hat man garantiert eine tolle Zeit mit vielen Gesprächen, netten Bekanntschaften und einer Erfahrung, die ich auf gar keinen Fall missen wollte.

Kleine Presseschau 01/2010 – Tattoo und Piercing

Also irgendwie lohnt sich die „Presseschau Tattoo und Piercing“ in letzter Zeit nicht mehr. Es ist doch irgendwie immer das gleiche … irgendwelche „Promis“ machen sich hier und da ein Tattoo, oder reden in der Bild (<- ausgerechnet Bild ;-P) über den Sinn und die Lebensphilosophie ihres Tattoos – wie HSV Kicker Jansen … tja, und neuerdings ist es auch ne Schlagzeile wert wenn sie es anderen verbieten wie jetzt grad Tom Cruise, der es seiner hübschen Katie ihr „Liebesbeweis-Tattoo“ verbietet (selber schuld – wer holt sich auch den Tom ins Haus) 😉 … wobei sich da die Frage stellt ob es Liebe ist wenn man es trotzdem macht *lol*

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Auch die Kurzen kommen nicht zu kurz, es gibt mal wieder Tattoo Utensilien fürs Kinderzimmer und Darwin-Award verdächtige Eltern, die 6 ihrer 7 Kinder mit einer selbst gebauten Tattoo Maschine (update 6.1. … nun auch in DE gebloggt: USA: Kinder mit Kuli und Gitarrensaiten tätowiert) verschandelt haben – letztere wurden zu recht erstmal von der Polizei einkassiert!

Moment, hatte ich in der Einleitung gesagt es „lohnt nicht mehr eine Presseschau zu machen“ *lol* … ok, ich hab übertrieben – es ist immer wieder ein großer Spaß! Mit den Scratcher-Eltern oben haben wir ja quasi den Crime-Teil der Presseschau eingeläutet und auch hier fehlt es nicht an Kuriositäten! Häusliche Gewalt mal anders herum – hier ist es der Sohn, der „Bodyart“ irgendwie falsch auslebt – nachdem sich seine Mutter geweigert hatte ihm zu einem Ohrpiercing zu verhelfen und sich im Bad eingeschlosen hatte, trat der kleine Racker kurzerhand die Tür ein und griff die Mutter mit Bruchstücken dieser an – hei ei eiii – auch hier machte die Polizei die Kasse auch und kassierte ein! Leute gibt’s … ts ts tssss …

Ein böses Verbrechen ganz anderer Art spielte sich derweil in Buxtehude ab – während für mich selbst die Tatsache das dort am Busbahnhof neben Schülern auch täglich Touristen den Nahverkehr nutzen am meisten überraschend ist – ist der eigentliche Stein (oder sollte man vom Apfel Reden, der Adam verführte *lol*) des Anstoßes weniger überraschend. Ein Nagelstudio wirbt an der Fassade mit viel nackter und gepiercter Haut, was Haus & (Groß-)Grundbesitzer zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt auf die Barrikaden bringt – zum Glück will das Studio im Mai die Werbung ändern – Danke! ;-P

OK, verlassen wir den Blätterwald, es ist zwar immer wieder lustig aber man soll ja nicht zu tief in den Wald und schon gar nicht bei den eisigen Temperaturen!
Lesenswertes gab es übrigens auch nocht – wie z.B.:

„Noch einmal spüren, was Leben bedeutet“

und etwas sehenswertes ebenfalls:

Eine Lebensgeschichte, die unter die Haut geht

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